Hermann von Salza aus dem Film des MDR







Hermann von Salza - Auf der Suche nach der Herkunft des Hochmeisters des Deutschen Ordens


Vierter Teil ~ Hermann von Salza und die Stadtrechteverleihung an Salza ~ 1. Kapitel



Bei der Überarbeitung meiner Datenbank zum Leben des Hochmeisters des Deutschen Ordens Hermann von Salza bin ich auf einige Zusammenhänge gestoßen, die mit der Stadtrechteverleihung an das Dorf Salza beim Kloster Homburg durch den Welfenkaiser Otto IV. zu tun haben. Im "Urkundenbuch der Stadt und des Kreises Langensalza während des Mittelalters von Prof. A. Wenzel" steht auf der Seite 223: "326. 1211. Wie Salza gebuwet ward. - Römischer Keisser was do Herzoge Otto von Brunswigk unde vonn Sachsen [unde hilt den Frede gestrengiglichen yn dutzschen landen.] unde dorumbe sso zoch her vot das sloss Driborg, das nu in Salza leit, unde belagk das [umbe roubereyn der hern von Salza, die den lantfrede nicht stete halden wolden, bis alsso das sie ir frunde bete gnossen und sich keysser Otten an gnaden gaben] dis geschach alsso man schreib noch Cristus gebort tussent 211 jar. Dornoch wart Salza umbe muret unde zu eyner stat gemacht. " Hier übernimmt Prof. Menzel einen Ausschnitts aus der "Düringische Chronik des Joh. Rothe S. 325 Nr. 409" übertragen von v. Liliencron 1859. Johannes Rothe wurde um 1360 in Kreuzburg an der Werra geboren, er war ein bedeutender deutscher Historiker und starb am 5. Mai 1434.

Auch wenn in den damaligen Zeiten die Jahreszahlen von den Chronisten nicht immer so genau genommen wurden, so hat die Jahreszahl 1211 in dem obigen Zitat für die Stadtrechteverleihung an Salza eine erhebliche Bedeutung. Da in diesem Jahr Otto IV., Kaiser des römischen Reiches, nachweislich nicht in Deutschland war, konnte er auch 1211 Salza und das Schloß Dryburg nicht belagert haben. Otto IV. war im Jahre 1211 nachweislich in Italien. Es gibt aus diesem Jahr eine Anzahl von Urkunden des Kaisers, ausgestellt in verschiedenen Orten Italiens. Papst Innocenz III. hatte über Otto IV. am 18. November 1210 den Bann ausgesprochen und am 31. März 1211, Gründonnerstag, diese Exkommunizierung bestätigt. Der Papst hatte zu dem schon am 3. März 1211 sein Mündel Friedrich II. in Deutschland als Gegenkönig aufstellen lassen, was Otto IV. aber nicht davon abhielt, seine Herrschaft weiter zu behaupten. Er hatte nach seiner Krönung am 4. Oktober 1209 heimlich das Kreuz genommen und wollte unbedingt einen Kreuzzug durchführen. Um ganz sicher zu gehen, schickte der Kaiser unter "strengster Geheimhaltung" Kundschafter auf eine Rundreise nach Palästina, dem Libanon, Syrien, Kleinarmenien und Zypern. Hauptkundschafter war der Hildesheimer Domherr Wilbrand von Oldenburg, der diese Aktion in einem ausführlichen Itinerarium dokumentiert hat. Dieser Reisebericht war lange unbekannt. Erst 1653, wie Helmut Lahrkamp in einer Anmerkung schreibt, veranstaltete Leo Allatius (Rom) die erste Ausgabe. In Deutschland ist der Text erst 1859 im Programm des Johanneums Hamburg und dann 1864 bei J.M.C. Laurent, in den Peregrinatores medii aevi quatuor (Lipsiae) erschienen. Adolf Koch hat in seinem biographischen Versuch "Hermann von Salza, Meister des Deutschen Ordens" auf die Reise in sehr kurzer Form hingewiesen und auch Reinhold Röhricht erwähnt sie 1898 in seiner "Geschichte des Königreichs Jerusalem" nur knapp. Erst Willy Cohn befasste sich ausführlicher mit den Ausführungen des Wilbrand von Oldenburg ohne jedoch näher auf die Vorbereitungen Ottos IV. in Italien einzugehen. Erst in dem Artikel des schon erwähnten Helmut Lahrkamp in der Zeitschrift "Oriens Christianus" vom Jahr 1956 Heft 40, findet sich der Hinweis auf einen möglichen Aufenthalt Hermanns von Salza in Italien im Jahre 1211.

Er schreibt: "Nachdem im unheilvollen Thronstreit zwischen Staufern und Welfen sich infolge der Ermordung Philipps von Schwaben Otto IV. hatte durchsetzen können, nahm dieser bald nach seiner Kaiserkrönung heimlich das Kreuz, ohne dann freilich sein Gelübde erfüllen zu können. Zu ihm kamen im gleichen Jahr [1209] Gesandte des noch im Auftrage Heinrichs VI. vom Mainzer Erzbischof zum König gekrönten armenischen Herrschers Leo, die von Otto für Leos Erben Raymund Rupin die Bestätigung der Königswürde erbaten. Der Kaiser schickte den armenischen Gesandten nach ihrer Heimkehr als Bevollmächtigten den Hildesheimer Domherrn Wilbrand von Oldenburg nach, der im Sommer des Jahres 1211 in Begleitung des Deutschordensmeisters Hermann von Salza und einiger Gesandter des Herzogs Leopold VII. von Österreich in See ging." Die Seereise muss von Barletta in Apulien ausgegangen sein, da Kaiser Otto IV. sich in diesen Monaten dort aufgehalten hatte. Wenn aber, wie H. Lahrkamp angibt, Hermann von Salza den Wilbrand bereits auf seiner Seereise von Italien her begleitet hat, muss dieser vorher erst von Palästina nach Italien gekommen sein. Da Hermann von Salza aber im Februar 1211 ganz sicher noch in Akkon war, es gibt aus dieser Zeit eine Urkunde, kann diese Überfahrt frühestens im März erfolgt sein. Am 14. Februar 1211 vermittelte Albert, der Patriarch von Jerusalem, einen Vergleich zwischen "Hermannum magistrum hospitalis Alamannorum de Accon" und dem Genuesen Martin Rozia, welcher Ansprüche auf ein, dem Deutschen Orden gehörendes Haus erhoben hatte, aber mit 60 Byzantinern abgefunden wurde. Die Urkunde steht in den "Tabulae Ordinis Theutonici" von Ernst Strehlke aus dem Jahre 1869 auf der Seite 36. Nach dem bisher bekannten Itinerar des Hochmeisters für das Jahr 1211 ist dann aber in der fraglichen Zeit ein Besuch Apuliens durch Hermann von Salza ohne weiteres möglich gewesen. Damit war auch ein erster Kontakt mit Kaiser Otto IV nach Hermanns Wahl zum neuen Hochmeister des Deutschen Ordens gegeben. Außerdem hatte Hermann von Salza bei dieser Italienreise die Möglichkeit die Kommenden in Apulien zu besuchen, da er seit seiner Amtsübernahme dazu noch gar keine Zeit gefunden hatte.



Der Dom Santa Maria Maggiore in Barletta (1140 begonnen)

Aus: www.umdiewelt.de/Europa/Suedeuropa/Italien/Reisebericht



Dieter Deubner

Mitglied der Interessengemeinschaft zur Erforschung des Deutschen Ordens in Nägelstedt und Umgebung im Dorfkulturverein Nägelstedt e. V.

Veröffentlicht im "Heimatbote" Bad Langensalza am 13. Januar 2011

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